Weil Tradition verpflichtet.


Die Fleischerei Fessel GbR besteht seit 1933 in Ilfeld. Sie wurde als Familienbetrieb von Generation zu Generation weitergegeben und trotzte vielen Herausforderungen.
Mittlerweile besteht die Firma in 4. Generation und ist in Ilfeld längst Teil der Handwerksidentität geworden.

1933 - Erwerb des Grundstücks
Das Grundstück in Ilfeld (Ilgerstraße 63) wird mit vorhandener Fleischerei von Fleischermeister Espe durch Fleischermeister Karl Fessel und Ehefrau Martha erworben. Nach einigen Umbauten kann das Geschäft neu eröffnet werden.
Karl Fessel lernte in Blankenburg im Harz den Beruf des Fleischers. In Halberstadt in der Wurstwarenfabrik "Heine" machte er am 11.12.1929 sein Meisterstück.

1934-1938 - Entwicklung des Geschäfts von Karl & Martha
Das Geschäft reihte sich zu dieser Zeit in andere lokale Läden ein. Neben den Bäckereien Stiede, Gänsehals & Wellgehausen, Kolonialwaren Holzapfel, Ebeling & Schlösser, gab es in Ilfeld die Klemptnerei Schäfer, Schneiderwerkstatt Traumann und die Tischlerei Bornemann. Bei der Kundschaft im Südharz kam die Fleischerei sehr gut an. Die nächsten Jahre erfolgten zudem einige Erneuerungen und Umbauten, z.B. der Garagenanbau zur Burgstraße.
Herausforderung des Weltkriegs
Auch die Ereignisse des 2. Weltkrieges gingen nicht spurlos an der Fleischerei Fessel vorüber. Der Geselle wurde eingezogen und kurze Zeit später auch der Fleischermeister selbst. Dies führte zur Schließung des Geschäfts bis 1946. Karl Fessel musste als Soldat am Frankreichfeldzug teilnehmen und geriet anschließend in Kriegsgefangenschaft, während sein Sohn Gerhard in dieser Zeit seine Lehre in Nordhausen bei Obermeister Herrmann absolvierte. Auch Gerhard wurde eingezogen und kam zu den Panzergrenadieren nach Bayreuth.
Ehefrau Martha Fessel hatte mit den Geschäftseinbußen zu kämpfen und musste die beiden Söhne, Gerhard und Helmut, durch die schweren Zeiten bringen.

1946 - Die Nachkriegszeit
Karl Fessel und sein Sohn kehrten, anders als ihr Geselle, unversehrt aus dem Krieg zurück. Im Nachkriegsjahr konnte das Geschäft unter schwierigen Umständen wiedereröffnet werden. Zu dieser Zeit wurde noch selbst vor Ort das Vieh lebend aufgekauft, nach Ilfeld transportiert, im Hause geschlachtet, verarbeitet und als Wurstwaren verkauft. Die sowjetische Besatzungstruppe, die sich in den ehemaligen Mittelbaubaracken einquartiert hatte, ließ ihr Vieh von der Fleischerei Fessel schlachten.
Außenansicht des alten Ladens. Vorn eine Pferdekutsche und einem Mann. Im Hintergrund Annaliese Fessel und eine andere Frau in weißem Kittel. Sie schauen aus der Tür des Fachwerkhauses.
Das alte Lieferauto der Fleischerei, Framo genannt. Ein Auto mit Ladefläche und großer Motorhaube. Historisches Foto in schwarz-weiß.
Gerhard Fessel bei der Arbeit in der Fleischerei Fessel. Historisches Foto in schwarz-weiß.
Gerhard Fessel bei der Arbeit in der Fleischerei Fessel. Historisches Foto in schwarz-weiß.
Gerhard Fessel in der Fleischerei. Neben ihm viele Produkte.
Gerhard und Bodo Fessel stehen vor zerteilten Schweinehälften. Links steht Erwin als kleiner Junge. Ein historisches Foto in schwarz-weiß.

Wöchentlich wurden 300 Schafe und 10 Rinder geschlachtet. Dafür bekam man allerdings kein Geld. Die Bestandteile die, die Sowjets nicht wollten wie z.B. Innereien, Knochen usw., konnten für die Bevölkerung verarbeitet und markenfrei verkauft werden. Daraus folgte der finanzielle Aufschwung. Die Gesellen konnten entlohnt und der erste Lieferwagen, ein "Opel Blitz", wurde angeschafft (später "Adler", "Hansa- Lloyd"). Wegen örtlicher Streitigkeiten unter den Berufskollegen musste das Geschäft 1947 für vier Wochen erneut geschlossen werden.

DDR-Zeit

Im Rahmen der Republikgründung waren von der DDR-Führung Bestrebungen im Gange private Handwerksbetriebe in PGHs bzw. Genossenschaften umzuwandeln. Das Geschäft trat der Fleischerhandwerksgenossenschaft Nordhausen bei und die Planwirtschaft begann. Vieles wurde zugeteilt und die Bevölkerung musste versorgt werden.

1952- 1967 - Opa Gerhard und Oma Lieschen steigen ins Geschäft ein
1952 heiratete Gerhard seine Frau Annaliese Ibe welche mit in das Geschäft eintrat. Er absolvierte seine Meisterschule in Erfurt mit Erfolg und trat dann aktiv in das Geschäftsleben ein. Größere Umbauarbeiten folgten. Das Haus wurde übersetzt und zwei Kinder geboren (Renate und Erwin). Zu dieser Zeit wohnten 3 Generationen unter einem Dach. Der Familienbetrieb geht weiter.
1968-1978  - Die Folgen der Planwirtschaft

Die zugeteilten Schweinehälften und Rinderviertel wurden fast täglich vom Schlachthof Nordhausen geholt, waren oft gefroren und wurden in der Fleischerei verarbeitet und veredelt. Oft kam es zu Engpässen und Mangelware, die Unzufriedenheit in der Kundschaft hervorbrachte. Auch die Produkte zur Herstellung der Wurstwaren z.B. Gewürze, Därme, Werkzeuge, Maschinen und Autos unterlagen der Zuteilung und Planung.

An den Wochenenden und Feiertagen bildeten sich lange Schlangen bis vor das Geschäft, da die Wurstwaren der Fleischerei Fessel im großen Umkreis (Nordhausen bis Hasselfelde) einen guten Ruf hatten. In dieser Zeit wurden 30 Schweine und 4 Rinder pro Woche unter schwierigen Bedingungen (teilweise nur mit einem Gesellen) verarbeitet.
Sohn Erwin beginnt 1978 die Fleischerlehre im "Hasselfelder Fleischkombinat". Es folgt der Anbau der Garagen zur Wohnung.

Gerhard, Karl und Erwin Fessel stehen vor der Fleischerei.
Veränderungen im Fuhrpark und stetige Herausforderungen
Das Lieferauto Framo wird durch den ZUK abgelöst. Der Fahrbetrieb konnte nur durch Beziehungen aufrechterhalten werden. Die allgemeine Unzufriedenheit unter der Bevölkerung wächst und die Versorgung wird immer schwieriger. In der Fleischerei wird unter höchstem persönlichen Einsatz und mit vielen Feierabendtätigkeiten produziert - meist von 6.00 - 20.00 Uhr.

Denn außer dem Ladengeschäft wurden auch viele andere Betriebe und Erholungsheime beliefert. Dazu gehören zum Beispiel die HELWI und die Papierfabrik Ilfeld. Aber auch die FDGB-Heime, der Kindergarten, die Kinderkrippe, der Netzkater, die Reichsbahnschule und viele mehr. Die tägliche Auswahl an Nahrungsgütern war jedoch nicht sehr vielfältig, daher gab es eine große Nachfrage nach Wurst- und Fleischprodukten.
Ein großer Tisch mit verschiedenen Fleischprodukten. Sie sind alle Teil von Erwin Fessels Meisterstück. Auf dem Tisch ein Holzregal unter der Überschrift Harzer Jägerschmaus.
Ein Saal voller Menschen. Im Vordergrund ein Tisch mit vielen Fleischprodukten. Sie sind Teil von Erwin Fessels Meisterstück.
Eine Urkunde zeigt Erwin Fessels Meisterstück. Er bekam diesen am 2. November 1995.
1988 - Erwin wird Meister

Er schließt seine Meisterprüfung in Erfurt mit Erfolg ab und kann stolz sein Meisterstück präsentieren. Die Familientradition wird nun in der 3. Generation weitergehen. Mit der Wende 1989 musste sich auch die Fleischerei Fessel zur "Freien Marktwirtschaft" umorientieren.

Nach der Wende
Das Geschäftsleben musste neu organisiert werden, wobei sich die Fleischerei Fessel GbR gründete. Jetzt wurden die ersten Mittel und Möglichkeiten genutzt, um Defizite an Technik in der Firma auszugleichen, indem eine neue Garanlage, Verarbeitungsmaschinen und ein neues Firmenfahrzeug angeschafft wurde.
Auch im Ladengeschäft hielt die Technik Einzug. Durch eine komplette Renovierung mit neuer Kühltheke und elektronischen Wagen. Die ganze Fleischerei wurde so schrittweise modernisiert - z.B. der alte Kohlekessel wurde 1999 durch eine elektronisch gesteuerte Gaskesselanlage abgelöst. Weiterhin wurden die Räume nach den neuesten Hygienevorschriften umgebaut. Dies forderte einen immensen körperlichen sowie finanziellen Aufwand, der während des laufenden Betriebs durchgeführt werden musste.
Auch Erwins Ehefrau Bettina stieg mit neuen Ideen (z.B. dem Party Service), nicht nur in die Familie, sondern auch in das Geschäftsleben ein. Die Mitarbeiter absolvierten zahlreiche Seminare und erhielten zusätzliche Qualifikationen, was zu Auszeichnungen wie dem "Prüfsiegel für Meisterqualität im Fleischerhandwerk" oder einer Verleihung zum" Tag der Thüringer Wurst" führte. Nach der Wende wurde ein Standbetrieb eingerichtet, welcher bei vielen Wiesenfesten genutzt wird und so z.B. fester Bestandteil des Walpurgisfestes vom Harzklub Ilfeld-Wiegersdorf e.V. oder dem Weihnachtsmarkt in Ilfeld ist.

2000er - Umbauten erweitern den Betrieb
Nach weiteren Renovierungen ergab sich im Juni 2001 die Möglichkeit das Nachbargrundstück, Ilgerstraße 55, zu erwerben. Durch den Zukauf dieses Grundstückes bot sich nun die einmalige Gelegenheit die Geschäfts- und Ladenräume so zu erweitern, dass die Arbeitsvorgänge optimiert werden konnten. Ein Kundenparkplatz und ein geschmackvoller Partyraum konnten entstehen. Auch im Nachbarort Neustadt wird 2003 eine Filiale eröffnet, die bis 2015 besteht.
Die Familie Fessel hiintereinander im alten Laden. Sie halten gemeinsam einen Stock mit verschiedenen Würsten. Vorn Anneliese und Gerhard, dann Bettina und Erwin, ganz hinten Hendrik Fessel. Alle tragen blau-weiße Kittel. Im Hintergrund die Wursttheke.
Der neue Framo ganz in rot. Er steht auf dem Weihnachtsmarkt in Ilfeld und ist ganz zu geschneit. Daran lehnt der Weihnachtsmann. Im Hintergrund Lichter und Häuser.
Erwin, Gerhard und Hendrik Fessel Arm in Arm. Im Hintergrund der Hof der Fleischerei und der rote Framo.
Erwin und Gerhard Fessel bekommen eine Urkunde. Sie stehen vor einem Aufsteller mit dem Titel Urkunde 2001.
Hendrik und Olga Fessel vor seinem Meisterstück. Auf einem Tisch liegen viele Fleischspezialitäten unter der Überschrift Harzer Jaegerschmaus.
Auf einem Tisch liegen die Produkte von Hendriks Meisterstück.
Meisterzeugnis von Hendrik Fessel
2004- 2008 Hendrik wird Meister
Hendrik beginnt seine Lehre in Erfurt und schließt diese mit der Note 1,0 ab. Dank seiner guten Leistungen erhält er das Stipendium der "Begabtenförderung" und beginnt die Meisterausbildung damit sofort im Anschluss.
2008 schließt er die Meisterprüfung mit nur 19 Jahren ab.
Er führt also die langjährige Familientradition mittlerweile in der 4. Generation erfolgreich fort.


Bettina, Erwin und Hendrik Fessel mit roten Schürzen im Vordergrund. Neueröffnung des Ladens in 2010. Im Hintergrund die Theke und das Team.
2010 - Ladenumbau mit neuem Konzept

Der ehemalige Laden wird mit Hilfe der Tischlerei Fiebig aus Ilfeld vollständig umgebaut. Eine große Theke schafft einen besseren Überblick und Nähe zu den Kunden. Außerdem entsteht ein gemütlicher Bistrobereich für unsere Mittagsgäste. In diesem Jahr beginnt ebenfalls die Belieferung des Südharz Klinikums in Nordhausen, wodurch dann auch andere Großkunden gewonnen werden können, wie 2016 das Jugendsozialwerk.

Screenshot des alten Onlineshops.
2012 - 1. Onlineshop

Der erste Onlineshop der Fleischerei geht in Betrieb. Seit dem verlassen viele Pakete, besonders zur Weihnachtszeit den Laden im Südharz.
Doch unsere Geschichte ist auch immer wieder von Rückschlägen geprägt. 2013 verstirbt Vater/Opa Gerhard Fessel im Alter von 84 Jahren. Er legte ein starkes Fundament für den Familienbetrieb von dem die Fleischerei noch heute zehren kann.

Erwin Fessel und Andreas Rummel stehen gemeinsam am Grill. Beide lachen und die Sonne scheint.
Plakat für Grillseminare mit Andreas Rummel. Viel Text auf einem rot-schwarzem Plakat. Rechts Andreas Rummel.
2014 - Beginn der Grillseminare & Hoffeste
Abwechslungsreiche Grillseminare mit Andreas Rummel locken seit 2014 bis heute begeisterte Grill- und BBQ-Fans in die Fleischerei. Neben den Seminaren suchen wir den Austausch mit unseren treuen Kunden auch bei unseren beliebten Hoffesten - mit guter Musik und gutem Essen.

2015 - Innovative Patente
Und weil wir immer wieder neue Herausfordungen und Kreationen suchen, können 2015 die Patente auf "Fessels Nordhäuser Kornsalami" und "Fessels Klammerwurst" angemeldet werden.

2016 & 2020 - Die Familie wächst weiter
In diesen Jahren werden die beiden Söhne Leo und Ole von Hendrik und Olga Fessel geboren.

2021 - Neuer Onlineshop & Ladenumbau
Der neue Onlineshop geht in Betrieb, der unseren Kunden den bestmöglichen Service bieten soll. Außerdem verabschiedeten wir nach treuen Diensten den alten Tresen in den Ruhestand und feierten im November eine kleine "Neueröffnung" mit Leckereien vom Grill.
Oma Lieschen hilft mit ihren 92 Jahren immer noch wo sie kann.
Schwarzes Plakat für die Kornsalami. Verschiedene Bilder der Salami und der rote Logo der Fleischerei.
Patenturkunde für Fessels Nordhäuser Kornsalami.
Plakat für die Klammerwurst. Kleiner Junge im Grünen. In der Hand eine Holzklammer mit einer gebratenen Klammerwurst.
Patenturkunde für Fessel's Klammerwurst
Die ganze Familie Fessel in vier Generationenauf einem Waldweg. Neben Hendrik und Olga Fessel mit Leo stehen Oma Lieschen, Erwin und Bettina Fessel und Christoph.
Weil Tradition
verpflichtet.