Weil Tradition verpflichtet.
Die Fleischerei Fessel GbR besteht seit 1933 in Ilfeld. Sie wurde als Familienbetrieb von Generation zu Generation weitergegeben und trotzte vielen Herausforderungen.
Mittlerweile besteht die Firma in 4. Generation und ist in Ilfeld längst Teil der Handwerksidentität geworden.
1933 - Erwerb des Grundstücks
Karl Fessel lernte in Blankenburg im Harz den Beruf des Fleischers. In Halberstadt in der Wurstwarenfabrik "Heine" machte er am 11.12.1929 sein Meisterstück.
1934-1938 - Entwicklung des Geschäfts von Karl & Martha
Herausforderung des Weltkriegs
Ehefrau Martha Fessel hatte mit den Geschäftseinbußen zu kämpfen und musste die beiden Söhne, Gerhard und Helmut, durch die schweren Zeiten bringen.
1946 - Die Nachkriegszeit
Wöchentlich wurden 300 Schafe und 10 Rinder geschlachtet. Dafür bekam man allerdings kein Geld. Die Bestandteile die, die Sowjets nicht wollten wie z.B. Innereien, Knochen usw., konnten für die Bevölkerung verarbeitet und markenfrei verkauft werden. Daraus folgte der finanzielle Aufschwung. Die Gesellen konnten entlohnt und der erste Lieferwagen, ein "Opel Blitz", wurde angeschafft (später "Adler", "Hansa- Lloyd"). Wegen örtlicher Streitigkeiten unter den Berufskollegen musste das Geschäft 1947 für vier Wochen erneut geschlossen werden.
DDR-Zeit
Im Rahmen der Republikgründung waren von der DDR-Führung Bestrebungen im Gange private Handwerksbetriebe in PGHs bzw. Genossenschaften umzuwandeln. Das Geschäft trat der Fleischerhandwerksgenossenschaft Nordhausen bei und die Planwirtschaft begann. Vieles wurde zugeteilt und die Bevölkerung musste versorgt werden.
1952- 1967 - Opa Gerhard und Oma Lieschen steigen ins Geschäft ein
1968-1978 - Die Folgen der Planwirtschaft
Die zugeteilten Schweinehälften und Rinderviertel wurden fast täglich vom Schlachthof Nordhausen geholt, waren oft gefroren und wurden in der Fleischerei verarbeitet und veredelt. Oft kam es zu Engpässen und Mangelware, die Unzufriedenheit in der Kundschaft hervorbrachte. Auch die Produkte zur Herstellung der Wurstwaren z.B. Gewürze, Därme, Werkzeuge, Maschinen und Autos unterlagen der Zuteilung und Planung.
An den Wochenenden und Feiertagen bildeten sich lange Schlangen bis vor das Geschäft, da die Wurstwaren der Fleischerei Fessel im großen Umkreis (Nordhausen bis Hasselfelde) einen guten Ruf hatten. In dieser Zeit wurden 30 Schweine und 4 Rinder pro Woche unter schwierigen Bedingungen (teilweise nur mit einem Gesellen) verarbeitet.
Sohn Erwin beginnt 1978 die Fleischerlehre im "Hasselfelder Fleischkombinat". Es folgt der Anbau der Garagen zur Wohnung.
Veränderungen im Fuhrpark und stetige Herausforderungen
Denn außer dem Ladengeschäft wurden auch viele andere Betriebe und Erholungsheime beliefert. Dazu gehören zum Beispiel die HELWI und die Papierfabrik Ilfeld. Aber auch die FDGB-Heime, der Kindergarten, die Kinderkrippe, der Netzkater, die Reichsbahnschule und viele mehr. Die tägliche Auswahl an Nahrungsgütern war jedoch nicht sehr vielfältig, daher gab es eine große Nachfrage nach Wurst- und Fleischprodukten.
1988 - Erwin wird Meister
Er schließt seine Meisterprüfung in Erfurt mit Erfolg ab und kann stolz sein Meisterstück präsentieren. Die Familientradition wird nun in der 3. Generation weitergehen. Mit der Wende 1989 musste sich auch die Fleischerei Fessel zur "Freien Marktwirtschaft" umorientieren.
Nach der Wende
Auch im Ladengeschäft hielt die Technik Einzug. Durch eine komplette Renovierung mit neuer Kühltheke und elektronischen Wagen. Die ganze Fleischerei wurde so schrittweise modernisiert - z.B. der alte Kohlekessel wurde 1999 durch eine elektronisch gesteuerte Gaskesselanlage abgelöst. Weiterhin wurden die Räume nach den neuesten Hygienevorschriften umgebaut. Dies forderte einen immensen körperlichen sowie finanziellen Aufwand, der während des laufenden Betriebs durchgeführt werden musste.
2000er - Umbauten erweitern den Betrieb
Nach weiteren Renovierungen ergab sich im Juni 2001 die Möglichkeit das Nachbargrundstück, Ilgerstraße 55, zu erwerben. Durch den Zukauf dieses Grundstückes bot sich nun die einmalige Gelegenheit die Geschäfts- und Ladenräume so zu erweitern, dass die Arbeitsvorgänge optimiert werden konnten. Ein Kundenparkplatz und ein geschmackvoller Partyraum konnten entstehen. Auch im Nachbarort Neustadt wird 2003 eine Filiale eröffnet, die bis 2015 besteht.2004- 2008 Hendrik wird Meister
Hendrik beginnt seine Lehre in Erfurt und schließt diese mit der Note 1,0 ab. Dank seiner guten Leistungen erhält er das Stipendium der "Begabtenförderung" und beginnt die Meisterausbildung damit sofort im Anschluss.2008 schließt er die Meisterprüfung mit nur 19 Jahren ab.
Er führt also die langjährige Familientradition mittlerweile in der 4. Generation erfolgreich fort.
2010 - Ladenumbau mit neuem Konzept
Der ehemalige Laden wird mit Hilfe der Tischlerei Fiebig aus Ilfeld vollständig umgebaut. Eine große Theke schafft einen besseren Überblick und Nähe zu den Kunden. Außerdem entsteht ein gemütlicher Bistrobereich für unsere Mittagsgäste. In diesem Jahr beginnt ebenfalls die Belieferung des Südharz Klinikums in Nordhausen, wodurch dann auch andere Großkunden gewonnen werden können, wie 2016 das Jugendsozialwerk.
2012 - 1. Onlineshop
Der erste Onlineshop der Fleischerei geht in Betrieb. Seit dem verlassen viele Pakete, besonders zur Weihnachtszeit den Laden im Südharz.
Doch unsere Geschichte ist auch immer wieder von Rückschlägen geprägt. 2013 verstirbt Vater/Opa Gerhard Fessel im Alter von 84 Jahren. Er legte ein starkes Fundament für den Familienbetrieb von dem die Fleischerei noch heute zehren kann.